Ein wenig Geschichte

Ein wenig Geschichte

Siedlergemeinschaft Ölsburg im Verband Wohneigentum
(ehemals Deutscher Siedlerbund)

Was ist der Grund für einen „Siedlerbund oder einer -gemeinschaft“?
Nach dem ersten Weltkrieg griff der Staat 1918 erstmals in die Wohnungsversorgung der Bevölkerung durch das Preußische Wohnungsgesetz, die Verordnung über das Erbbaurecht, das Reichssiedlungsgesetz und das Reichsheimstättengesetz ein. Hiermit wollte der Staat für die zurückkehrenden Soldaten wie auch für die Kriegerwitwen durch die Schaffung von Eigentum – einer Heimstätte – die Kriegsfolgen mildern.

In der Folge entstand 1919 die „Freie Arbeitsgemeinschaft für Kriegersiedlungen e.V. Dresden“ mit seinem Verbandsorgan der Zeitschrift „ Der Siedler“. Diese Gründung kann als erste Siedlergemeinschaft gelten.

Durch die in den zwanziger Jahren fortschreitende Industrialisierung zogen immer mehr Menschen in die Städte, Mietskasernen boten ihnen Wohnungen. Doch die anschließende Weltwirtschaftskriese 1929 brachte große Arbeitslosigkeit und damit neue Not.

Daraufhin wurde in einer Notverordnung des Reichspräsidenten 1931 unter anderen die gesetzliche Grundlage für die „vorstädtische Kleinsiedlung“ gelegt. Sie diente der wieder Sesshaftmachung der Bevölkerung auf dem Lande, die Minderung der Erwerbslosigkeit und Erlangung des eigenen Lebensunterhaltes. Hierzu wurde in der Umgebung von Städten und großen Industriegemeinden durch Darlehen eine landwirtschaftliche Kleinsiedlung gefördert. Die Siedler sollten aus Feld und Gartennutzung sowie Kleintierhaltung (Schweine, Ziegen, Hühner, Kaninchen) eigene Erträge erzielen, die ihnen eine Erleichterung ihres Lebensunterhaltes brachte (landwirtschaftlicher Nebenerwerb).

Nach mehreren Namensänderungen der Dresdener Siedler und einer neuen Satzung im Jahre 1935 war der Weg frei für eine Kleinsiedlerorganisation über das ganze Reichsgebiet, dem „Deutschen Siedlerbund“. Über die vorgenannten Aufgaben hinaus waren im Beitrag bereits eine Rechtsberatung und eine Haus- und Grundstückshaftpflichtversicherung enthalten, wodurch man den Siedler vor Schaden schützen, seine Lage verbessern, sein Wohl fördern sowie sein Ansehen stärken wollte.

Das kleine Dorf Ölsburg wurde bereits in den Jahren ab 1856 durch die Entstehung der Ilseder Hütte mit den Bergbauanlagen in Gr. Bülten – Adenstedt und dem Hochofenwerk auf Groß Ilseder und Gadenstedter Gebiet mit fremden Menschen aller Berufe aus dem ganzen Deutschen Reich überschwemmt. Wohin damit?

Die Hütte kaufte 1870 in Ölsburg einen großen Bauernhof mit seinen Ländereien und erstellte darauf ein komplett neues Dorf für alle Beschäftigten vom Direktor bis zum Hüttenarbeiter einschließlich Arzt, Zahnarzt, Apotheke und Konsum und nannte es 1875 Neu Ölsburg. Das, was der Preußische Staat 1919 per Gesetz erließ, wurde bereits hier durch die Ilseder Hütte praktiziert. Zu jeder preisgünstigen Mietwohnung gehörte eine kleine Stallanlage und 2.000 m² Feld- und Gartenland für den landwirtschaftlichen Nebenerwerb. Die Menschen wurden von der Hütte rundum versorgt, sie waren zwar Siedler, aber ohne Eigentum.

Nach derzeitigem Wissen gab es in Gesamtdeutschland kein gleichartiges privates Dorf, dessen alleiniger Besitzer für alles aufkam und auch den Bürgermeister und Ortspolizisten stellte. Vom Arzt, Zahnarzt, der Hütten-Apotheke, dem Hüttenkonsum, zwei Schulen, einem Sportplatz, einem Freibad, einem Badehaus mit Sanitätsstation, medizinischen und normalen Wannenbädern und Duschen profitierten die Bürger entweder preisgünstig oder kostenlos. Außerdem entstanden Hütten- oder Bergbausiedlungen in Groß und Klein Bülten, die aber in die alten Dörfer integriert wurden. Darüber hinaus gab die Hütte Geld für Wohnungen, Kirchen und Schulbauten in den umliegenden Ortschaften.

Privater Wohnungsbau war nur im alten Dorf Ölsburg auf dem Frehenberg (Frehenbergstraße), einem Teil der Fröbelstraße und der Götzenburg erlaubt, wo auch Wohnungen durch eine Saline 1870, der Zuckerfabrik1872 und einem Kalischacht 1900 entstanden. Die meisten Ölsburger Bauernhöfe wurden in der Folgezeit an die Hütte verkauft und die Häuser, Stallungen und Scheunen zu Wohnungen, den sogenannten Hüttenhöfen ausgebaut. Die dazugehörigen Ländereien dienten der Erweiterung von Neu Ölsburg. Ab 1921 entstand noch das sogenannte Stahleck mit der Stahl- Eisen- und Querstraße.

Bedingt durch die Lage der Nachkriegszeit 1945, als Städte und Dörfer in Schutt und Asche lagen und ein endloser Strom von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen nach Westen drängte, wurde die Wohnungsnot unerträglich.

Die ersten Häuser in der Garten-, später Ringstraße

Eine Lösung brachte 1951 der Verkauf von 16 Morgen Ackerland von Bauer Hesse zwischen Frehenbergstraße und Götzenburg an die Gemeinde Ölsburg, die in 45 Parzellen auf Erbbauvertrag an Bauwillige weitergegeben wurden. Bereits Ende 1952 konnten die ersten mit Unterstützung der Niedersächsischen Heimstätte und viel Eigenleistung erstellten Häuser in der neuen Garten- später Ringstraße bezogen werden. Danach wurde bis 1956 der Rest der Garten-, Ringstraße, Feldweg und Götzenburg bebaut. Ein Jahr später gründeten diese Siedler die Ölsburger Siedlergemeinschaft mit ihrem Vorsitzenden Werner Schmidt.

Gegenüber dem Haus links erbauten die Siedler Brinkmann und Brandes die ersten privaten Wohnhäuser in Neu Ölsburg

Ab ca. 1954 teilte die Ilseder Hütte als alleiniger Besitzer aller Häuser in Neu Ölsburg die 2.000 m2 großen Grundstücke im westlichen Teil der Gerhard-Lukas-Straße und bot diese 1956 zur privaten Bebauung an. Hierbei gründeten die Bauwilligen 1957 die eigene Siedlergemeinschaft Neu Ölsburg mit ihrem Vorsitzenden Gustav Brandes.




Straße um Straße teilte die Hütte in den folgenden Jahren alle Grundstücke der sogenannten Kolonie mit der 1. Reihe Gerhard-Lukas-Straße, der 2. Reihe Friedenstraße, 3. Reihe Hostmannstraße, 4. Reihe Georgstraße heute am Tagebau, verkaufte die Häuser ihres eigenen Dorfes von der 1. bis 5. Reihe, der Albertstraße und gab alle geteilten Grundstücke zur Bebauung bis in die 80er Jahre frei.

Gleichzeitig entstand noch ab 1958 durch die Ilseder Hütte die sogenannte Papageiensiedlung (wegen der unterschiedlichen Hausfarben) in der Linden-, Ahornstraße und Feldweg, später Glückauf- heute Salzgitter Wohnungsbau.

1963 schlossen sich die beiden Gemeinden Ölsburg und Neu Ölsburg zur Gemeinde Ölsburg und 1967 die beiden eigenständigen Siedlergemeinschaften zur gemeinsamen Siedlergemeinschaft Ölsburg zusammen.

Die Groß Bültener Siedler kamen im Januar 1999 zu uns, womit unsere zur Zeit (2012) 330 Siedler oder deren Kinder in Ölsburg, Groß Bülten, Adenstedt, Gadenstedt und Groß Ilsede wohnen.